Zusammenfassung Kongressbeitrag „Artefakte“
Dr.G.Rapp, DDG Kompakt 03.03.2018, Stuttgart Liederhalle
„Artefakte: Was sind die Alarmzeichen?“
Mit selbstverletzendem Verhalten (SVV), autoaggressivem Verhalten oder auch Artefakthandlung beschreibt man eine ganze Reihe von Verhaltensweisen, bei denen sich betroffene Menschen absichtlich oder auch unbewusst im Rahmen dissoziativer Zustände Verletzungen oder Wunden zufügen. Differenziert werden kann zwischen offener Selbstverletzung (benignes Artefaktsyndrom, Paraartefakte), der artifiziellen Störung (Artefakte im eigentlichen Sinne) und der Simulation.
Generell kann die Morphologie der Hauterscheinungen bei selbstverletzendem Verhalten alle Dermatosen imitieren. Deshalb sollte bei untypischem Krankheitsverlauf, bei ungewöhnlicher Lokalisation oder Morphologie, bei Therapieresistenz, zur Situation unpassender Stimmung des Patienten und/oder des Arztes selbst bereits von Anfang an an Artefakte gedacht werden.
Insbesondere aber sollte bei einer für den Behandler unpassend wirkenden emotionalen Haltung des Patienten im speziellen bei Jugendlichen in der Pubertät an selbstverletzendes Verhalten gedacht werden. Ein weiterer Hinweis kann die Gegenübertragung des Behandlers sein, wenn z. B. ein solcher Patient ungewöhnliche Gleichgültigkeit oder aber übertriebene Besorgnis, ggf. sogar Wut beim behandelnden Arzt auslöst.
Wichtig ist es, die eigenen durch den Patienten ausgelösten Impulse und Affekte zu reflektieren, um mit dem Patienten gemeinsam empathisch die Krankheit zu verstehen. Im besten Fall ist eine Psychotherapie möglich, meist bei den Paraartefakten.
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